"Mein Team übernimmt keine Verantwortung."
Ein Satz, der oft fällt und selten beschreibt, was eigentlich passiert.

In vielen Fällen zeigt sich kein Teamproblem, sondern ein Zusammenspiel, in dem sowohl du als Führungskraft, als auch das Team unbewusst dazu beitragen, dass Verantwortung wieder zu dir zurückwandert.


Stell dir eine typische Situation vor:
Du willst jemanden stärken und gibst einem Teammitglied die Aufgabe, eine wichtige Präsentation vor anderen Führungskräften zu halten.
„Das ist dein Thema. Deine Bühne.“
Die Person bereitet sich vor, präsentiert.
Es läuft nicht perfekt, ein paar Punkte bleiben offen - was an diesem Punkt nicht ungewöhnlich ist.

Doch an dieser Stelle kippt die Dynamik zwischen euch.

Was dann häufig passiert - wenn wir ehrlich hinschauen:
→ Du spürst offene Fragen und greifst ein, bevor Unsicherheit sichtbar wird.
→ Du ergänzt, oder korrigierst nach und fühlst eine gewisse Erleichterung.
→ Beim nächsten Mal präsentierst du wieder selbst, weil es sich sicherer anfühlt.

Nach solchen Situationen wirkt es oft so, als könne das Team keine Verantwortung tragen.

Das Team nimmt jedoch etwas anderes wahr:
Verantwortung ist nur vorläufig.
Unsicherheit ist gefährlich.
Und am Ende führt doch wieder die Führungskraft.

Der entscheidende Punkt ist:
Verantwortung wird nicht einfach übergeben.
Sie entsteht im Zusammenspiel - getragen von Motiven, Erwartungen und Schutzfunktionen auf beiden Seiten.

Woran kannst du dich orientieren?

1️⃣ Rolle klären - innen und außen
Bevor du übergibst, kläre für dich, was du wirklich abgeben willst und was dir schwerfällt loszulassen.
Und gib dem anderen genau die Orientierung, die er dafür braucht, samt Erwartungen, Grenzen und Spielräumen.
Dein innerer Anker kann sein: „Ich benenne klar, was mir wirklich wichtig ist und was ich loslasse.“

2️⃣ Spannung halten, statt übernehmen
Der entscheidende Moment kommt, wenn es wacklig wird.
Führung heißt dann präsent bleiben, ohne zu übernehmen.
Deine Haltung kann sein: „Ich halte diese Unsicherheit aus. Das gehört zur Rolle - für uns beide.“

3️⃣ Gemeinsame Auswertung
Es geht weniger um Folien oder Antworten, sondern um das Zusammenspiel:
„Ich frage nicht nach Perfektion, sondern danach, wie wir beide dazu beigetragen haben, dass es so gelaufen ist.“

Wenn ihr das Muster versteht, kann sich die Dynamik verändern.

Mein Reflexionsimpuls für dich:
Welche Funktion erfüllt es für dich und für dein Team, wenn Verantwortung wieder bei dir landet?

Katharina Kohlmayr
Expertin für persönliche Entwicklung
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