„Führungskräfte entscheiden zu wenig.“
Ein Vorwurf, der sich gut behaupten lässt, aber selten die ganze Wahrheit trifft.
Denn was schnell wie ein klares Defizit erscheint, ist bei genauerem Hinsehen oft komplexer.
Denn nicht immer liegt es an mangelnder Kompetenz oder fehlendem Mut.
Manchmal liegt es am Rahmen.
Oder daran, dass Verantwortung weitergegeben wird, die man selbst nicht übernehmen will.
Ein häufiger Mechanismus:
Ich kritisiere beim anderen, was ich bei mir selbst (noch) nicht sehen will.
Das ist Projektion und genau das passiert im Führungsalltag öfter, als wir zugeben.
Wir arbeiten mit Zuschreibungen.
Wir beobachten Verhalten und verwechseln unsere Deutung gern mit Realität.
Aber Führung beginnt dort, wo ich meinen eigenen Anteil nicht ausblende.
Wer also fordert, dass „mehr entschieden“ wird, sollte sich auch fragen:
→ In welchem Rahmen dürfen Entscheidungen überhaupt getroffen werden?
→ Was wird als mutig anerkannt und was als riskant sanktioniert?
→ Was entlaste ich bei mir selbst, wenn ich den Mangel bei anderen verorte?
Führung ist kein Rollenspiel mit sauber getrennten Zuständigkeiten.
Sie ist ein Spiegelprozess.
Und wer den Spiegel meidet, führt nicht - sondern urteilt.
Verantwortung heißt: auch sich selbst in den Blick zu nehmen.
Welche Rolle spielt Projektion in deinem Führungsalltag?
„Führungskräfte entscheiden zu wenig.“
Eine Zuschreibung, die zum Klassiker geworden ist. Aber trifft sie den Kern?
