Bewusst:Sein braucht Eigenwahrnehmung

Veröffentlicht am 
02
August
 
2022
Veröffentlicht am 
27
July
 
2022
Mitwirkende
Katharina Kohlmayr
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Eine gute Eigenwahrnehmung ist jedoch eine wesentliche Voraussetzung für das "bewusste sein". Doch wie gelingt es uns, uns selbst zu spüren, unsere Gedanken und Gefühle wahrzunehmen, ohne uns darin zu verstricken?

In diesem Artikel möchte ich dir einige Impulse für eine gute Eigenwahrnehmung an die Hand geben. Sicherlich sind sie nicht ganz neu, doch das ist nicht entscheidend. Denn die Eigenwahrnehmung ist vergleichbar mit einem Muskel, das bedeutet: Je mehr und regelmäßiger du sie trainierst, um so besser ("feiner") wird sie.


Körperliche Ebene

Für eine gute Körperwahrnehmung wende ich gerne das sog. "Noticing" an. Im Noticing geht es darum, sich einen Moment Zeit zu nehmen und seinen Körper bewusst wahrzunehmen. Stelle dich dazu hin, nimm einen bewussten Atemzug (durch die Nase einatmen, durch den Mund ausatmen) und spüre zunächst deinen Stand: Hast du einen guten/sicheren Stand? Sind deine Knie durchgedrückt? Wie ist deine Körperspannung (zu stark, zu schwach?) Spüre dann deine Schultern: Sind sie hochegezogen, hängen sie nach vorne? Gehe dann zu deinem Kiefer: Wie angespannt/locker ist dein Kiefer? Je nachdem wo in deinem Körper du Anspannung spürst, versuche sie durch sanften Druck, "ausschütteln" oder dehnen zu lösen.

Nimm danach nochmal einen bewussten Atemzug und spüre, was sich verändert hat. Bei Bedarf wiederhole die Lockerungsübungen so lange, bis du einen Unterschied wahrnehmen kannst.


Emotionale Ebene

Eine der größten Herausforderungen in der Wahrnehmung der Gefühle ist, dass wir oft verlernt haben, unsere Emotionen "richtig" zu beschreiben. Oft verwechseln wir bspw. "traurig" mit "wütend". Oder wir fühlen uns überfordert, wenn wir in Wahrheit ausgelaugt sind. Um deine Gefühle besser kennenzulernen hilft es, ihnen eine körperliche Zuschreibung zu geben. Frage dich bspw. "Wo im Körper spüre ich Traurigkeit?" Und du wirst sehen, dass sich Traurigkeit und Wut unterschiedlichen zeigen und "anspüren". Wenn du deine Emotionen sauber benennen kannst, frage dich: "Was brauche ich, um mich bspw. vitaler, sicherer etc. zu fühlen?" Wichtig ist, dass du bei den Antworten in deinem Spielfeld bleibst - was kannst DU tun, damit es dir besser geht und nicht, was müssen andere tun, damit es für dich leichter wird.

Zwei weitere Impulse, welche im Umgang mit Emotionen wichtig finde: Zunächst die gute alte Weisheit "du bist nicht deine Gefühle". Die Aussage meint, dass deine Gefühle eine Geschichte erzählen, die nicht zwingend wahr ist. Häufig ist es hilfreich, bei überboardenden Emotionen eine Beobachterrolle einzunehmen - dich selbst also aus der Rolle eines Augenzeugens zu betrachten, um Abstand zu deinen Gefühlen zu kriegen.

Dann noch: Gefühle kann man nicht "wegdenken". Wenn du in ein emotionale Balance kommen möchtest, gilt es, deine Gefühle zuzulassen. Stück für Stück, in deinem eigenen Rhythmus. Intensive Emotionen haben die Angewohnheit, nicht beim ersten Zulassen auch sofort zu verschwinden, sondern sie kommen wieder. Sei hier gleichermaßen milde wie diszipliniert mit dir selbst.


Mentale Ebene

Hier gebe ich meinen Coachees gerne eine Übung zur "Standort-Bestimmung" an die Hand. Die Frage ist: Befindest du dich im Überlebensmodus, oder im Wachstumsmodus? Im Überlebensmodus agierst du aus den drei Stressreaktionen von Kampf, Flucht oder Erstarren. Typische Fragestellungen und Aussagen im Überlebensmodus sind bpsw. "Warum passiert das immer mir?" "Warum ist xy so unfair mit mir?" "Ich werde beweisen, dass ich Recht habe!" "My way or highway."

Im Wachstumsmodus ist dein hauptsächlicher Antrieb die Neugierde: Du bist interessiert an neuen Erkenntnissen - über dich selbst und andere. Du kannst andere Perspektiven zulassen, bist an einer Lösung interessiert und bemühst dich aktiv darum.

Wichtig: Beide Modi sind vollkommen okay und in unterschiedlichen Situationen hilfreich bzw. zielführend. Was den Unterschied macht: Werde dir bewusst, in welchem Modus du dich gerade befindest und entscheide für dich, ob das gerade zielführend und hilfreich ist.

Alltagshack: Richte dir für eine Woche eine tägliche Erinnerung am Handy ein (bspw. mit remindly), mit dem Hinweis "Standortbestimmung" und prüfe für dich, in welchem Modus du gerade unterwegs bist. - Führt manchmal zu spannenden Erkenntnissen. 😎


Das Leben ist und bleibt - auch bei aller Reflexion, Selbstführung und Persönlichkeitswachstum - ein Mysterium und wir wissen nicht, was es für uns bereit hält. Ziel des bewussten Seins ist, dass es uns gelingt, uns in diesem Mysterium mehr und sicherer selbst zu halten. Nicht mit einem toxisch positiven "alles ist leicht, lebendig und rosarot" - sondern mit dem was ist.


Wenn du weiterführende Impulse für eine gute Eigenwahrnehmung benötigst, oder Fragen hast rund um eine zielführende Regeneration, dann sei beim nächsten AMA (diesmal Anfang August ;)) dabei.